Selbsthilfe für Leberkranke seit 1997

Corona-Impfung

Covid-19-Impfung für Leberkranke?

Illustration: Fusion Medical Animation / unsplash

Inzwischen sind drei Impfstoffe gegen COVID-19 in der EU und in Deutschland zugelassen: zwei mRNA-Impfstoffe und ein Vektorimpfstoff. Die Deutsche Leberhilfe e.V. empfiehlt die Impfungen für chronisch Leberkranke, einschließlich Patienten mit Zirrhose, Virushepatitis, Fettleber, PBC, autoimmuner Hepatitis und nach Lebertransplantation. Im Folgenden zitieren wir Antworten der Experten auf einige häufige Fragen zu diesem Thema.

Wie gefährlich ist eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bei Leber-Patienten?
Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist grundsätzlich ernst zu nehmen. Ob das Risiko schwerer Verläufe bei anfänglichen Lebererkrankungen bereits erhöht ist, wird kontrovers diskutiert. Die Schwere der Leberkrankheit scheint entscheidender zu sein als die Grunddiagnose: Menschen mit Leberzirrhose sind stärker von schweren und tödlichen COVID-19-Verläufen gefährdet, egal was zur Zirrhose geführt hat. Dieses Risiko steigt bei fortgeschrittener (dekompensierter) Zirrhose und Leberzellkrebs. Auch wenn weitere Risikofaktoren vorliegen, wie z.B. hohes Alter, Übergewicht, Rauchen, Diabetes, Krebs oder Erkrankungen des Herzens, der Niere oder Lunge, steigt das Risiko schwerer COVID-19-Verläufe. Bei alkoholbedingter Lebererkrankung gibt es Hinweise, dass COVID-19 häufiger zu schweren Atemwegserkrankungen führt. Menschen mit Fettleber haben oft Begleiterkrankungen wie z.B. Übergewicht oder Insulinresistenz, welche eigene Risikofaktoren darstellen. Ob eine Fettleber allein schon einen Risikofaktor darstellt, ist bislang nicht gesichert und wird weiter erforscht.

Soll ich mich gegen COVID-19 impfen lassen?
Ja! Die Leberhilfe befürwortet die Impfung für Leberkranke. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe waren bisher sehr gut, auch wenn diese natürlich weiter beobachtet werden müssen.

Werde ich durch die Impfung mit abgeschwächten, aber noch infektionsfähigen SARS-CoV-2-Viren angesteckt?
Nein! Alle zugelassenen und in naher Zukunft erwarteten COVID-19-Impfungen (mRNA- oder Vektor- bzw. Peptidimpfstoffe) enthalten keine infektionsfähigen Viren. Man wird durch diese also nicht angesteckt, auch nicht in abgeschwächter Form. COVID-19-Impfstoffe zeigen dem Immunsystem nur ein isoliertes Bruchstück des Virus, das sogenannte Spike-Protein. Dieses kann sich nicht vermehren und keine vollständigen Viren erzeugen. Das Immunsystem lernt hierdurch, sich gegen eine echte Infektion zu schützen, indem es Antikörper und T-Zellen gegen dieses Protein bildet. mRNA-Impfstoffe enthalten nicht das Spike-Protein, sondern nur einen Bauplan dieses Proteins, der an die Körperzellen geliefert wird. Als Transportmittel wird eine Messenger-RNA (mRNA) benutzt, die nach kurzer Zeit vom Körper abgebaut wird. Die Körperzellen stellen dann eine Zeit lang selbst das Spike-Protein her. Das Immunsystem erkennt dieses Protein als feindlich und fängt an, gezielt Antikörper und Immunzellen (T-Zellen) dagegen zu bilden. Vektor­impfstoffe liefern ebenfalls den Bauplan des Spike-Proteins, allerdings in Form einer DNA, aus der dann vom Körper das Spikeprotein hergestellt wird. Als Transportmittel wird ein Vektor verwendet. Dieser Vektor ist ein anderes, für Menschen harmloses Adenovirus, das so verändert wurde, dass es sich nicht vermehren kann und nicht krank macht (auch nicht bei Immunsuppres­sion). Manche Menschen sind irritiert, wenn von einem Virus die Rede ist und diese verwechseln den Impfstoff dann mit einem Lebend­impfstoff  was er nicht ist.

Können die neuen Impfstoffe meine Lebererkrankung verschlimmern (z.B. Zirrhose, autoimmune Lebererkrankung etc.)?
Es wurde bisher keine Häufung von Leberkomplikationen oder autoimmunen Krankheiten nach COVID-19-Impfungen beobachtet. Wir gehen davon aus, dass sich Menschen mit Zirrhose und/oder autoimmunen Lebererkrankungen ebenso gegen COVID-19 impfen lassen können (und sollten) wie andere. Trotzdem sollten Sie Ihre Erkrankungen im Beratungsgespräch angeben, ebenso wie andere Vorerkrankungen und schwere Allergien.

Ich nehme Immunsuppressiva ein. Ist dies bezüglich der Impfstoffe ein Problem?
Für die Verträglichkeit der Impfung ist dies nach derzeitigem Wissensstand kein Problem. Möglicherweise könnte aber die Wirksamkeit der Impfung geringer sein. Eine solche eingeschränkte Wirksamkeit sieht man auch bei anderen Impfstoffen, z.B. gegen Influenza oder Hepatitis B; dennoch werden diese ähnlich wie die COVID-19-Impfung empfohlen. Besprechen Sie mit Ihren behandelnden Ärzten, ob eine Überprüfung des Impferfolgs nach der Impfung sinnvoll ist (Bildung von schützenden Antikörpern). Falls Sie aktuell in einer Phase von besonders starker Immunsuppression sind, z.B. kurz nach einer Transplantation, besprechen Sie auch, ob dies beim Timing der Impfung berücksichtigt werden sollte.

 Welche Risiken und Nebenwirkungen der Impfstoffe sind bekannt?
Reaktionen an der Einstichstelle sind häufig. Möglich sind auch vorübergehende grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen. Dies ist in der Regel unproblematisch und ein Zeichen, dass das Immunsystem arbeitet. Die Grippesymptome können manchmal so ausgeprägt sein, dass Geimpfte sich ein bis zwei Tage krankschreiben lassen. Typischerweise sind bei den mRNA-Impfstoffen diese Nebenwirkungen nach der zweiten Impfdosis etwas stärker ausgeprägt als nach der ersten. Diskutiert wird bei schwerstkranken, hochgradig gebrechlichen Senioren in Pflege­heimen, ob solche Fieberschübe ein Risiko darstellen können. Bisher wurde jedoch keine Häufung von Todesfällen in Pflegeheimen nach Impfungen festgestellt.
Wer eine Vorgeschichte schwerer Allergien hat (z.B. anaphylaktische Schocks, Mitführen eines Notfall-Pens), sollte sich vor der Impfung eingehend beraten lassen. Direkt nach einer Impfung sollten diese Betroffenen laut STIKO ggf. länger (30 statt 15 Minuten) zur Nachbeobachtung dableiben. Anaphylaktische Schocks nach Corona-Impfungen sind bislang sehr selten und betrafen je nach Impfstoff 2,5 bzw. 11 Personen auf 1 Million Impfdosen. Wenn sie auftreten, erfordern sie jedoch eine sofortige Behandlung.
Sehr selten (sieben Fälle) kam es in den Studien mit mRNA-Impfungen zu vorübergehenden Gesichtslähmungen, die sich nach einigen Wochen zurückbildeten; da ein weiterer solcher Fall auch in einer Kontrollgruppe von Ungeimpften auftrat, wird noch weiter untersucht, ob diese Ereignisse von der Impfung verursacht wurden oder zufällig auftraten.

Verhindern die Impfstoffe eine Infektion oder nur eine schwere COVID-19-Erkrankung?
Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. In den Zulassungsstudien wurde insgesamt über deutlich weniger Fälle mit einer COVID-19-Erkrankung berichtet, so dass ein Impfschutz von 70 bis 95% erreicht wurde. Es ist bisher aber noch unklar, ob trotz Impfung eine Übertragung des Virus möglich ist. Daher ist auch nach der Impfung eine Beachtung der AHA-Regeln notwendig. Entsprechende Studien zur Klärung dieser Frage werden aktuell durchgeführt.

Schützen die Impfstoffe gegen alle Varianten des Corona­virus?
Diese Frage ist bisher nicht geklärt. Für manche Virusvarianten, wie z.B. die südafrikanische Variante, und für bestimmte Impfstoffe wie z.B. den Vektorimpfstoff ChAdOx1 gibt es Hinweise, dass der Schutz vor einer Ansteckung vermindert ist. Für die mRNA-basierten Impfstoffe liegen bisher keine entsprechenden Daten von Impfstudien vor. Neben einem Schutz vor einer Infektion spielt auch der Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf eine wichtige Rolle. Daher lautet unsere aktuelle Empfehlung in jedem Fall, sich impfen zu lassen, sobald Ihnen dies angeboten wird. Sollte eine Anpassung der Impfstoffe notwendig werden, ist eine erneute Impfung ohne Probleme durchführbar.

Ab wann bin ich durch die Impfung geschützt?
Es dauert einige Wochen, bis sich der Impfschutz aufbaut. Um einen kompletten Impfschutz zu erhalten, bedarf es einer zweiten Impfung. Die empfohlenen Impfabstände sind von Impfstoff zu Impfstoff unterschiedlich groß und betragen zwischen 3 und 12 Wochen. Die Wirksamkeit der drei Impfstoffe (ChAdOx1, mRNA1273, BNT162b) wird von den Herstellern mit 70%, 94% bzw. 95% angegeben.