Selbsthilfe für Leberkranke seit 1997

Deutscher Lebertag 20.11.2020

Covid 19: Was Leberpatienten beachten sollten

Illustration: Fusion Medical Animation / unsplash

Vor rund acht Monaten wurde COVID-19 zur Pandemie erklärt. Um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, ist das ein vergleichsweise kurzer Zeitraum. Fest steht mittlerweile, dass bestimmte Vorerkrankungen einen schweren Infektionsverlauf provozieren können. Anlässlich des Deutschen Lebertages am 20. November informiert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) darüber, welches Risiko für Patientinnen und Patienten mit chronischen Lebererkrankungen, und insbesondere mit einer Leberzirrhose, besteht und was sie in Zeiten der Pandemie beachten sollten.

Bei einer Covid-19-Infektion ist oft auch die Leber betroffen

Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 wird häufig auch die Leber in Mitleidenschaft gezogen – und zwar auch bei denjenigen, bei denen zuvor keine Leberschädigung bekannt war. Studien zufolge sind die Leberwerte bei mindestens einem Fünftel bis hin zu drei Vierteln der Covid-19-Patienten auffällig. „Für Menschen, die bereits an der Leber erkrankt sind, gilt: Sie haben wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko, sich mit SARS CoV-2 zu infizieren“, sagt Professor Dr. med. Markus Cornberg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.

Ist die Leber bereits geschädigt, verläuft die Krankheit meist schwerer

„Wenn jedoch eine Infektion auftritt, dann scheint das Risiko für einen schweren Verlauf vor allem davon abzuhängen, wie geschädigt die Leber bereits ist – also ob das Organ bereits fibrotisch – vernarbt – ist oder sogar eine Zirrhose vorliegt“, so der Leber-Spezialist.

Die weit verbreitete nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) geht häufig mit Übergewicht einher – und stark übergewichtige Menschen haben generell ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19. Ob eine unkomplizierte NAFLD, die noch keine Spätschäden wie Fibrose oder Zirrhose nach sich gezogen hat, an sich das Risiko für einen schweren Verlauf erhöht, ist aktuell noch nicht eindeutig geklärt.

Patienten mit Leberzirrhose sind besonders gefährdet

„Definitiv riskant ist COVID-19 für Menschen, deren Lebererkrankung bereits zu einer Leberzirrhose fortgeschritten ist“, so Cornberg. Während  rund ein Drittel der Covid-19-Patienten mit Leberzirrhose versterben, sind es bei Zirrhose-Patienten mit den schlechtesten Ausgangswerten (Child-Pugh-Score C) sogar mehr als fünfzig Prozent. Die Sterblichkeit bei Zirrhose-Patienten unterscheidet sich damit deutlich von Covid-19-Patienten ohne Zirrhose.

„Zirrhose-Patienten benötigen in Zeiten der Pandemie mehr denn je den besten Behandlungsstandard und sollten engmaschig von ihren Ärzten betreut werden, um die Erkrankung möglichst stabil zu halten“, sagt Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS. „Leider wird dies deutlich dadurch erschwert, dass viele Betroffene gar nicht diagnostiziert sind – eine Leberzirrhose bleibt mitunter jahrelang unerkannt.“

Leberkranke sollten besonders auf die Einhaltung der Hygieneregeln achten

Generell gilt für Menschen mit (bekannten) chronischen Lebererkrankungen: Sie sollten sorgfältig auf die aktuell empfohlenen Hygiene- und Abstandsregeln achten und sich gegen Influenza, und – je nach Art ihrer Erkrankung – auch gegen Pneumokokken impfen lassen. Medikamente zur Behandlung der Lebererkrankung sollten nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden – das gilt auch für Immunsuppressiva. Menschen mit Fettleber können ihrem Organ etwas Gutes tun, indem sie auch, und gerade in Zeiten von COVID-19, auf ausreichend Bewegung und eine gesunde Ernährung achten.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im September ein europäisches Positionspapier erarbeitet, das den aktuellen Erkenntnisstand bezüglich COVID-19 im Zusammenhang mit verschiedenen Lebererkrankungen zusammenfasst. An dem Papier waren unter anderem die DGVS-Experten Professor Dr. med. Markus Cornberg und Professor Dr. med. Thomas Berg beteiligt, es kann hier heruntergeladen werden.