Zu viel Süßes schadet der Leber
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an einer glukoseinduzierten Fettleber, das heißt, ein erhöhter Konsum von Kohlehydraten führt zur Einlagerung von Fett in der Leber. Nach Angaben der deutschen Leberstiftung ist die glukoseinduzierte Fettleber inzwischen weiter verbreitet als die durch einen zu hohen Alkoholkonsum verursachte Fettleber.
Viele Kinder haben bereits eine Fettleber
Heute hat sich auch bei vielen Kindern bereits eine Fettleber entwickelt. „Unsere Ernährung enthält zu viel Fett und zu viel Kohlehydrate“, sagt Ernährungsexpertin Angelika Spellerberg. „Seit dem 2. Weltkrieg sind die Lebensmittel in Deutschland immer fettreicher und kohlehydratreicher geworden, der Zuckerverzehr ist von ca. einem Kilogramm auf etwa 35 Kilogramm jährlich gestiegen.“
In den 50er Jahren begann zudem die Verbreitung der italienischen Küche in Deutschland: Pizza und Pasta sind heute aus unserem Speiseplan nicht mehr wegzudenken. Das in Pizzateig und Nudeln verarbeitete Weißmehl wird ähnlich wie Zucker verstoffwechselt.
Alle Kohlehydrate werden im Körper in Glukose umgewandelt
„Im Darm werden alle Kohlehydrate in Glukose umgewandelt“, erläutert Vera Spellerberg. Einfachzucker (Glukose/Traubenzucker und Fruktose/Fruchtzucker) und Zweifachzucker ( z.B. der aus einer Glukose-Fruktose-Verbindung bestehende Haushaltszucker Saccharose) gehen schnell ins Blut über. Bei komplexen Kohlehydraten (Mehrfachzuckern) dauert dieser Vorgang länger. Komplexe Kohlehydrate, auch als Stärke oder Polysaccharide bezeichnet, sind unter anderem in Kartoffeln, Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten enthalten.
Einfach und Zweifachzucker liefern schnelle Energie: Sie gehen schnell ins Blut und bewirken eine schnelle Insulinausschüttung. Doch der Zucker- und Insulinspiegel im Blut sinkt auch rasch wieder, man bekommt Heißhunger – und greift dann häufig zu Snacks, die wiederum oft Einfach- und Zweifachzucker enthalten. Backshops an jeder Ecke machen es leicht.
Limonaden und Säfte enthalten oft viel Zucker
Besonders Kinder, aber auch viele Erwachsene lieben zudem gesüßte Limonaden und Cola, die einen hohen Zuckeranteil haben. Auch Fruchtsäfte enthalten meist viel Zucker. Die Organisation foodwatch hat 600 Erfrischungsgetränke aus dem Sortiment der großen Handelsketten untersucht. Ergebnis: 345 von insgesamt 600 untersuchten Getränken (58 Prozent) enthalten mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter – das sind mehr als vier Zuckerwürfel pro 250-Milliliter Glas. Untersucht wurden Cola-Getränke, Energy Drinks, Saftschorlen, Brausen, Eistees, Near-Water- und Fruchtsaftgetränke. Im Durchschnitt enthalten die zuckergesüßten Getränke sogar 7,3 Prozent Zucker oder sechs Stück Würfelzucker je 250 Milliliter.
Fruktose stimuliert die Fettsynthese in der Leber
„Auch wenn die Gesamtkalorienzahl die Hauptrolle bei der Adipositasentstehung spielt, trägt Zucker aufgrund seiner Zusammensetzung gleich mehrfach dazu bei“, sagt Prof. Andreas Pfeiffer, Leiter der Abteilung für Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke. Glukose setzt im oberen Dünndarm aus den sogenannten K-Zellen das Hormon Glukoseinduziertes Insulinotropes Peptid, (GIP), frei. „Dadurch bewirkt sie unter anderem die Entstehung einer Fettleber sowie einer Insulinresistenz“, erklärt Professor Pfeiffer. Fruktose in höherer Dosis stimuliere unmittelbar die Fettsynthese in der Leber.
Komplexe Kohlehydrate machen länger satt
Unser Gehirn hat einen hohen Bedarf an Energie, aber es braucht auch eine nachhaltige Energieversorgung. Dafür sind komplexe Kohlehydrate wichtig, die langsamer abgebaut werden und für ein anhaltendes Sättigungsgefühl sorgen. Vollkornprodukte oder Gemüse enthalten neben komplexen Kohlehydraten auch Ballaststoffe, die satt machen, die Aufnahme von Glucose ins Blut verlangsamen, dadurch Blutzuckerspitzen verhindern und außerdem helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Vera Spellerberg empfiehlt den Verzehr von 30 Gramm Ballaststoffen täglich.
Zuckerfallen vermeiden
Um Zuckerfallen zu vermeiden, rät die Ernährungsexpertin, auf folgende Punkte zu achten:
- Wenig Fertiggerichte essen (fast überall ist Zucker zugesetzt).
- Keine (oder wenig) gezuckerte Milchprodukte verzehren.
- Gezuckerte Getränke wie Limonaden oder Cola möglichst vermeiden. In Ausnahmefällen kann man mal zur Cola mit Süßstoff greifen.
- Süßigkeiten sollten höchstens 10% der täglichen Kalorienmenge ausmachen.
- Etwas mehr Eiweiß und pflanzliche Fette in den Speiseplan aufnehmen, dafür zum Sattwerden mehr Gemüse.
- Gutes Brot ohne Zuckerkulör essen.
Zum Weiterlesen: Die Schlacht um das süße Gebäck