Selbsthilfe für Leberkranke seit 1997

Gefahr für die Leber durch selbst gesammelte Pilze

Achtung, giftig?

Foto: Angelina Hoeppner/unsplash
Foto: Angelina Hoeppner/unsplash

Zurzeit ist Hochsaison für Pilzliebhaber. Grundsätzlich ist Pilze sammeln ein eher gesundes Hobby. Die Bewegung in der frischen Luft, die köstliche, kalorienarme Pilzpfanne und die Freude bei der erfolgreichen Suche nach schmackhaften Pilzen sind sicher positiv zu bewerten. Aber diese Beschäftigung birgt auch ein Risiko, warnt die Deutsche Leberstiftung. Viele Speisepilze haben ungenießbare oder sogar giftige Doppelgänger, von denen einige tödlich sein können. Im Fall einer Vergiftung ist deshalb schnelles Handeln angesagt.

Schon ein einziger Pilz kann tödlich sein

In Deutschland gibt es etwa 6000 Großpilzarten. Da ist eine eindeutige Identifizierung nicht immer möglich. Außerdem kann das Aussehen der Pilze, zum Beispiel aufgrund der Witterung, deutlich von ihrer eigentlichen Erscheinungsform abweichen. Pilzsammler sollten daher gefundene Pilze vor dem Verzehr am besten von einem Pilzsachverständigen bestimmen lassen.

Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Europa und für die meisten tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Für die lebensbedrohliche Wirkung des Knollenblätterpilzes sind sogenannte Amatoxine verantwortlich, vor allem das α-Amanitin. Schon ein einzelner verspeister Pilz kann tödlich giftig sein. Der Knollenblätterpilz ist unter anderem deshalb so gefährlich, weil in den ersten Stunden nach dem Verzehr keine Beschwerden auftreten. Wenn das Gift Wirkung zeigt, hat es sich bereits im ganzen Körper verteilt.

Leberversagen kann sich schnell entwickeln

Die Beschwerden setzen erst etwa sechs bis 20 Stunden nach dem Verzehr mit Übelkeit, Erbrechen, krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfall ein. Rasch kann sich ein Leber- und Nierenversagen entwickeln. Eine Erhöhung der Leber- und Nierenwerte sind Zeichen einer systemischen Vergiftung.

Die Pilzvergiftung kann behandelt werden. Bei günstigem Verlauf zeigt sich nach sieben bis zehn Tagen ein kompletter Rückgang der Symptome. Es liegt dann eine vollständige Heilung vor. Eine frühe Diagnose der Vergiftung und ein unverzüglicher Beginn der Behandlung sind für die Heilungsaussichten extrem wichtig. Nur so kann gewährleistet werden, dass auch eine eventuell notwendige Verlegung in ein Leber-Transplantationszentrum frühzeitig veranlasst wird.

Manchmal ist eine Lebertransplantation die einzige Rettung

„Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte man sich sofort an das nächste Krankenhaus wenden oder den Notarzt rufen. Um die Diagnose zu erleichtern, sollten die Pilzreste und das Erbrochene aufgehoben und an den Arzt weitergegeben werden. Angebliche Hausmittel gegen Vergiftungen wie Milch trinken oder Erbrechen hervorrufen, helfen nicht, sondern können unter Umständen die Situation noch verschlechtern,“ erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. „Das Leberversagen aufgrund der Vergiftung kann so akut verlaufen, dass Patienten innerhalb weniger Tage daran versterben könnten. Im Falle eines Leberversagens kann die Lebertransplantation die einzig verbleibende Behandlungsmöglichkeit sein. Allerdings steht eine Spenderleber nicht immer zur Verfügung. Aus diesem Grund kann eine Pilzvergiftung tödlich enden“, warnt Prof. Manns.

Unerfahrene Sammler sollten Pilze von Sachverständigem prüfen lassen

Er appelliert daher an alle Pilzsammler, gefundene Pilze nur dann zu verspeisen, wenn sie sich nach langjähriger Erfahrung und mit fundiertem Wissen absolut sicher sind, dass es sich um essbare Pilze handelt. Unerfahrene Pilzsammler sollten in jedem Fall vor dem Verzehr einen Pilzsachverständigen zu Rate ziehen.

Angebliche Merkmale für die Ungiftigkeit von Pilzen wie Maden- oder Schneckenbefall sind irreführend, betont Prof. Manns: „Schnecken bekommen keine Leberschädigung durch Amatoxine, weil sie keine ‚richtige‘ Leber haben, ihr zentrales Stoffwechsel-Organ ist die Mitteldarmdrüse.“